Godzillas Karriere, die mit seinem ersten Film 1954 ihren Lauf nahm, war im besten Sinne des Wortes monströs. Mittlerweile hat er dem Filmgeschäft seinen stachelbewehrten Rücken gekehrt. „Das überlasse ich Jüngeren“, sagt er gelassen. Ganze Städte in Schutt und Asche zu legen, das sei in seinem Alter, über das er keine konkreten Angaben machen möchte, nicht mehr so einfach. Ein kleines Dorf dann und wann, mehr mutet er sich heute nicht mehr zu. In den letzten Tagen fällt sein Name sehr oft im Zusammenhang mit der Katastrophe in Japan. Darüber sprach ich mit ihm in einem kurzen Telefoninterview. Edgar Lösel: Sie werden
oft mit nuklearen Katastrophen in Zusammenhang gebracht.
Godzilla: Ich habe mich nie daran gewöhnen können, dass meine Filme für bare Münze genommen werden. Persönlich sehe ich die Nutzung der Atomenergie äußerst kritisch. Wenn ich aus dem Meer komme, lasse ich mich ja schließlich durch die Sonne trocknen und nicht mit einem Föhn, der den Strom aus AKWs bezieht. Das wäre in Bezug auf kommende Generationen kurzsichtig.
EL: Sie schmunzeln?
G: Es ist nicht so, dass ich nicht versucht hätte, einen ausreichend großen Föhn zu besorgen. Aber das war kurz nach meinen ersten Erfolgen. Der Ruhm war mir da wohl etwas zu Kopfe gestiegen.
G: Es ist das Klima.
EL: Nehmen sie da noch Anteil am politischen Leben ihrer alten Heimat?
G: Ich telefoniere oft mit
Mothra. Sie hält mich auf dem Laufenden. Hier in den USA tausche ich mich gerne mit
Arnold Schwarzenegger aus. Wir sind Freunde geworden. Unsere Karrieren haben viele Parallelen.
EL: In welcher Hinsicht?
G: Wir beide sind mehr als unbeherrschte Kraft und Gebrüll. Das hat die Wahrnehmung unserer Persönlichkeiten lange überschattet. Arnie hat die Klischees mit seinem politischen Engagement sehr überzeugend widerlegt, wie ich finde. Ich wirke lieber im Stillen, das entspricht viel eher meinem Naturell. Was viele nicht wissen: Ich bin eher schüchtern.
G: Damit habe ich eigentlich nicht viel zu tun. Mein Agent erhielt die Anfrage, ob ich als Maskottchen für diese Anti-Atom-Aktion zur Verfügung stehe. Ich sagte ja und habe auch auf ein Honorar verzichtet, solange ich nicht öffentlich auftreten muss. Eins ist klar: Wir sind kommenden Generationen eine verantwortungsvolle Energiepolitik schuldig.
EL: Herr Godzilla, ich danke ihn für dieses Gespräch.
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