Friday, October 20, 2006

Der lustigste Duden, den es je gab!

Die 24. Auflage des Duden ist, neben der Anthologie Golden Oddlies des britischen Humoristen Paul Jennings, das lustigste Buch, das ich seit langem in den Händen gehalten habe. Die Idee, den ersten und letzten Eintrag einer Seite in der Spitzmarke nebeneinander zu setzen, führt zu inspirierenden Wortkombinationen, die neugierig machen, und die es hoffentlich auch einmal als eigene Einträge in das Standardreferenzwerk zur deutschen Rechtschreibung schaffen:

Wie schmeckt Moskauer Mousse au Chocolat?
Was beinhaltet ein Meningitis-Menü?
Was treibt ein Mustafa-Mykologe?
Was tun gegen Klubobfrau-Knappheit?
Was lerne ich in einer Domowina-Doppelstunde?
Und gehört der Feminismus-Fernlastzug etwa Alice Schwarzer? ...
Diese Liste ließe sich beliebig weiterführen.

Glückwunsch an die Duden-Redaktion für diesen Quell sprachlicher Inspiration!

Tuesday, October 17, 2006

Hallo Herbst!

Wenn Wind über gemähte Felder streicht,
Wenn Sonne kalten Schatten weicht,
Wenn Herbstlaub knallbunt an den Ästen hängt,
Wenn Süße in die Trauben drängt,
Das heißt nur eins: Der Herbst ist los!
Ach, eins noch, Herr: Der Sommer. Groß!

P.S.
Wer jetzt kein Haus hat: Wüstenrot!
Wer jetzt allein ist: Parship droht!
Ansonsten: Lange E-Mails schreiben,
Und sich mit Blättern durch Alleen treiben.

Thursday, October 12, 2006

Very brief - weniger Brief

Neulich erhielt ich folgende E-Mail:

Attachment
:-)
P.


Dieser E-Mail-Text (1) ist von einer geradezu unerhörten kargen Intensität. Der Absender verdichtet in seiner Kurz-, ja Kürzestprosa das Briefliche soweit, dass die Buchstaben der Sprache nunmehr als bildliches Element die Schriftlichkeit negieren. Das geschriebene Wort erleidet die Katharsis der Bildwerdung in Form eines filmischen Anhangs (hier "anonymisiert") und entblößt die Dinglichkeit, die sich allzuoft auch hinter dem Abstrakten verbirgt. Das Fehlen einer Anrede tritt hier mit dem Anspruch auf, von einer indivuellen Person absehen zu können und impliziert stattdessen eine universellen Adressatenschaft. Dabei tritt auch der Autor zurück. "P." ist gewissermaßen der Platzhalter für ein Individuum, das sich in den digitalen Wogen des World Wide Webs seiner Nicht-Einzigartigkeit bewusst geworden ist und dies dennoch mit einem ironischen, ambivalent zum Attachement wie zur Textkürze gewandten Lächeln kommentiert. Kurzum: Ein kleines, hochkomprimiertes Meisterwerk!

(1) Zu den speziellen sprachlichen Ausdrucksformen in E-Mails, vgl. die Ausführungen von Th. Schneeweiß im Kapitel "Die E-Post" in: Die Geschichte der Briefkunst